E Stückelje iwer Kräppel        

Dominik Hollmann

„Die deutsche Weibsleut, Sapperlot!
Wos die net alles Könne!“
So sagt bei einer Sitzweil mol
der Christjans Vetter Henne.

Die könne gute Suppe koche,
ach Klöß un truckne Nudel,
un Herschebrei mit Krautpirog,
un mancherorts aach Strudel.

Ja, Männer, un mei Ev-Margret
die backt euch Riwelkuche,
die schmecke so verteufelt gut,
do will ich ani suche!

Doch besser als die Kuche all
mit Kersche oder Äppel
backt sie zum großen Feiertag
die gute dörre Kräppel.

Die sin so knusprich un so merb -
mit Worte net zu sage!
Die gewa m starke Mann die Kraft,
wann er sich füllt den Mage.

Und manche schlenkt sie so geschickt,
‘s sin wunderliche Sache!
So n Kräppel is e Meisterstück!
Un ‘s Herz im Leib tut lache.

Herrje, un süßer Rahm dazu,
da gibts aach was zum lecke.
Wäs Ev bringt noch e Schüssel voll,
Ihr Männer, loßt’s euch schmecke!

Wanns euch soll gut gehn in der Welt
Deutsche, Russe und Kasake,
nehmt euch e fleiß’ge deutsche Frau
und loßt euch Kräppel backe!

Ja Mannsleut, merkt euch das recht wohl,
was deutsche Weibsleut könne.
Und ehrt und liebt sie alle Tag,
...wann sie aach manchmol schenne.

Sauerkraut             

Dominik Hollmann

Im Garten wächst der Weißkohlkopf
gleich neben den Tomaten.
Doch sagt, wo wächst das Sauerkraut?
Ich kann es nicht erraten.

Vielleicht... Wer weiß... Mit einem Wort,
ich sah es in dem Hafen.
Wann es die Mutter abgerupft,
das hab ich halt verschlafen.

Doch weiß ich eins - es schmeckt gar fein
zu allen Jahreszeiten.
Man muß es nur - auch rot kann´s sein -
laut Regeln zubereiten.

Träuft Tischöl drauf und Zuckersand,
versucht das süßlich-saure.
Greift zu! Ich wett, daß es auch bald
recht angenehm durchschaure.

Und welch ein Duft schlägt in die Nas!
Wenn’s Mutter schmort - nicht übel!
Ein gut Stück Butter kommt dazu
und fein gehackte Zwiebeln.

Und stampft sie noch Kartoffelbrei -
bleibt weg, Delikatessen!
Ich schwör, es ist - bei Ehr und Treu
ein delikates Essen.

Und wird’s gedämpft im Ofenrohr
- an Speck gewiß nicht sparen -
dann lobt´s der ganze Männerchor
noch nach paar Dutzend Jahren.

Mir deucht, am besten ist das Kraut,
wenn außer Speck und Butter
ein Bratwürstchen, nicht allzu klein
hinzulegt meine Mutter.

Wir waren schon bei Uhland einst
auf diese Speis’ gestoßen:
„Die Bratwurst liegt im Sauerkraut
wie Venus in den Rosen“.

2.02 1982

Pfannenkuchen        

Dominik Hollmann

Pfannenkuchen ist was Feines!
Pfannenkuchen eß ich gern.
Bäckt man sie in unsrem Dörfchen,
Riecht man's schon aus weiter Fern.

Nehmt vom Weizenmehl das feinste,
Rührt es an mit süßem Schmant,
Schlagt hinein sechs frische Eier,
und dann werden sie charmant.

Stellt die Pfanne auf den Ofen.
Nur an Butter nicht gespart -
Und die Kuchen werden sicher
Appetitlich, gelb und zart.

's gibt dabei ein lust'ges Zischen
und 'nen himmlischen Geruch.
Wer das nicht versteht zu schätzen,
ist wahrhaftig nicht sehr klug.

Legt die heißen Pfannenkuchen
Auf den breiten Tellerrand
und bestreut sie recht manierlich
mit dem feinen Zuckersand.

Bitte, jetzt 'ne Tasse Kaffe
und dann ist die Sache echt.
Pfannenkuchen ist was Feines!
Wette drauf: ich habe Recht!

Olga von der Wolga

       Dominik Hollmann

Ach, ich war kaum 18 Jahre
und voll Jugendschwärmerei.
Traf ich da ein holdes Mädel,
schön wie Heines Lorelei.

Und ich fragt’ nach ihrem Namen
und von welchem Ort und Land.
„Ich bin Olga von der Wolga“,
sie bescheiden mir gestand.

Ich verlor sie aus den Augen,
doch gewiß nicht aus dem Sinn.
Wo das Schicksal mich auch hintrieb,
nach der Wolga zog´s mich hin.

Ich gedachte sie zu finden
an des Stromes klarer Flut,
strebte hin aus weiter Ferne
mit des Herzens Liebesglut.

All mein Suchen war vergebens,
ganz umsonst die Liebesmüh’.
Ich fand Nina von der Dwina
eine Nonna von der Donau —
jene Olga fand ich nie.

Viele Jahre sind verflossen,
Jugend ist schon längst vorbei,
doch ich denk an jenes Mädel,
schön wie Heines Lorelei.

Aber hör´ ich von der Wolga,
zieht´s mich mächtig zu ihr hin.
Und die Olga von der Wolga
bleibt mir stets in Herz und Sinn.