Wir Deutschen  

Wir sind Deutsche, fürchten niemand,

Stellen immer unsern Mann.

Ringen, streben vorwärts stetig

Über Klüfte, auch bergan.

 

Ob die Feinde spotten, lachen,

Ist uns immer gänzlich gleich;

Wissen, was wir wollen machen,

Tun es, ob's uns ärgert auch.

 

Wir sind Deutsche, werden's  bleiben

Überall in jedem Land,

Wahren unsre Eigenheiten

Wie dies aller Welt bekannt.

 

Ob wir an der Wolga leben

Oder in Amerika —

Überall wir bleiben eben

Deutsch an Sitten. Glaubt's uns ja.

 

                                    

 

LIED DER VERJAGTEN

     WOLGADEUTSCHEN

(Folklore aus der Trudarmee)

 

Aus der Heimat mußten ziehen

die Verjagten, arm und reich

fort, wo keine Rosen blühen.

Ale waren sie nun gleich.

 

Ach, wie traurig, ach wie elend

schritt der letzte Tag einher:

Von der Heimat Abschied nehmen —

Ach, wie war es uns so schwer!

 

Es ging fort bei Sturm und Regen

In der späten Sommernacht.

Auf den weiten, finstren Wegen

Hat Herr Jesus uns bewacht.

 

Wieviel Arme mußten leiden,

teilten sich das letzte Brot.

Niemand konnte sie begleiten,

nur allein der Liebe Gott!

 

Wieviel arme Waisenkinder

irrten in der Welt umher,

von der Heimat weggerissen,  

wo die Häuser standen leer.   

 

In der Trudarmee — die Männer!

Keiner weiß es, wo sie sind.

Gibt es noch ein Wiedersehen

Für den Mann mit Weib und Kind?

 

Auch die Weiber mußten später

schuften in der Trudarmee,

sorgten sich um Eltern, Kinder.

Und das Herz tat ihnen weh.

 

Doch wir haben Gottvertrauen,

tragen still das schwere Los.

Unsren Jammer, unsre Leiden

legen wir in Jesus' Schoß.

 

Wieviel Tränen sind vergossen,

wieviel Seufzer ohne Zahl.

Tage, Jahre sind verflossen

seit dem Unglück dazumal.

 

Doch wir setzen das Vertrauen

in den großen lieben Gott,

der uns niemals wird verlassen,

wird uns helfen aus der Not.

                        Eingesandt von Erna Gruber

 

           Heinrich Schneider

 

   Das Schreckgespenst von 1941

(Frau Lieder und ihrem Sohn Viktor gewidmet)

 

Stalins schlimme Schergen trieben

uns aus unserer Heimat fort

mit Gewalt und Knüppelhieben

bis zu dem Verbannungsort.

 

Unser Zug fuhr weit nach Osten,

keiner hätt'  sich's  vorgestellt!

Neue grobschnäuzige Posten

hatten uns da angebellt.

 

„Eingestiegen in den Wagen,

du verdächtiger Spion !“

Faßte euren Fried  beim  Kragen

ein besoffener Kujon.

 

„Friedchen, Liebster", klagte Olga,

„kehren wir noch  je  zurück?..

Wollt'  mich freun  bei Mutter Wolga

an dem eignen Mutterglück!"

 

„He, Faschisten, Schnauze halten,

wollt ihr nicht, daß ihr verreckt!

Wißt noch nicht, ihr Jungen, Alten,

wie das Blei im Bauche schmeckt!"

 

Schrie im Schafspelz laut die Wache,

lief das Schienengleis entlang.

„Schweigen nur ist eure Sache!"...

Allen wurde angst und bang.

 

Olga fuhr zusammen: „Leute,

man behandelt uns so schlecht!

Alles, was da vorgeht heute —

himmelschreiend, ungerecht!"

 

„Ungerecht! Mein Schatz, was machen?"

fragte Fried sein treues Weib.

Ihm war wirklich nicht zum Lachen,

hochgewölbt war schon ihr Leib.

 

„Fried, es setzen ein die Wehen,

schaff mich ins Entbindungsheim!

Scblimmes  kann mir  nicht geschehen.

Gott, ach wären wir daheim!"

 

Olga kam in einen Wagen,

der für Kälber vorgesehn.

Immer größer ihre Plage,

immer heftiger die Weh'n!

 

Keine Amme war zu haben.

Eine alte Frau half mit.

Einen Schrei stieß aus der Knabe —

die Familie war zu dritt!

 

Gott sei Danke, es ist vorüber.

Olga lächelt, fragt mit Witz:

„Sag, mein Schatz, was hast du lieber,

einen Viktor oder Fritz?"

 

„Viktor soll der Junge heißen!

Einmal siegt Gerechtigkeit!

Glück will ich dem Kind verheißen

für das ausgestand'ne Leid!"

 

               Heimatlied

(Entstanden in der Trudarmee)

 

Tiefe Sehnsucht drückt mich nieder,

Sehnsucht nach dem Heimatland,

die von mir gesungnen Lieder

sind der Heimat zugewandt.

 

Spät am Abend, früh am Morgen

denk ich an die Heimat mein,

habe stets die eine Sorge:

Wann, ach wann komm ich nur heim?

 

Heimat, meine liebe, teure,

wann darf ich dich wiedersehn?

Mögen meine Sehnsuchtsträume

bald doch in Erfüllung gehn!

 

All mein Beten, Singen, Denken"

strebt der teuren Heimat zu.

Möge Gott es doch so lenken,

daß die heimatliche Flur

ich gar bald betreten könnte

und mit Freude ziehen ein.

Dann soll all mein Singen, Denken

Nur ein frohes Loblied sein.       

Eingesandt von L. PAPET.  

       Bis heute verfemt

Sie wurden verfolgt und verachtet.

Sie wurden verdammt und geachtet.

Sie haben in Lagern geschmachtet

und wurden als Deutsche entrechtet...

 

Enttäuschung, Entfremdung, Ermüdung.

Wie lange, wie lange noch warten?

Was ist den Verfemten geblieben?

Statt Sonne — nur düstere Schatten.

 

Die niedrigen Wolken am Himmel

verhüllen den Ort der Erhörung.

Die Tage der Hoffnung verklingen:

Bedrängte in stummer Empörung...

 

Herrscht heute wie früher die Lüge

die aus ist auf Streit und Verfeindung?

Wer stampft die Gerechtigkeit nieder?

Die Willkür? Der Haß? Die Verleumdung?

 

Wie lang noch in Finsternis wandeln?

Wie lange den Kummer noch tragen?..

Mein Volk wird bis heute mißhandelt.

Wann kommen die Deutschen zu

                                                    Gnaden?